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Nylands Kleine Rheinische Bibliothek

Lesebücher erinnern an rheinische Literaten

Die Nyland-Stiftung (Köln) startet eine neue Reihe mit Lesebüchern rheinischer Autoren. Herausgegeben von Prof. Walter Gödden (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) und Dr. Enno Stahl (Heinrich-Heine- Institut) werden hier literarische Porträts von Autoren, vornehmlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vorgestellt, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind oder heute zumindest weniger gelesen werden. Die Bücher erscheinen – unter tatkräftiger Mithilfe des Rheinischen Literaturarchivs im Heinrich-Heine-Institut, das mit seinen Nachlässen und Sammlungen eine Materialgrundlage für die Erarbeitung dieser Bände liefert – in der Düsseldorfer Edition Virgines. Sie werden von ausgewiesenen Kennern der rheinischen Literaturszene, aber auch Nachwuchswissenschaftlern erarbeitet.

Autoren wie Herbert Eulenberg, Hermann Harry Schmitz, Alfons Paquet, Clara Viebig, Hanns Heinz Ewers, Walter Hasenclever und viele andere waren bei ihren Zeitgenossen berühmt und viel rezipiert. Nach dem großen Einschnitt des Zweiten Weltkriegs aber wurde der literarische Olymp ganz neu formiert. Und wie so oft, ist manche nachträgliche Bewertung der Nachgeborenen zweifelhaft, im Positiven wie Negativen. Manche Autoren fielen so aus der Erinnerungspflege heraus, was ihrer Bedeutung nicht immer gerecht wurde.

Doch auch Autoren, die zu Recht als weniger bedeutend angesehen werden, mögen zu ihrer Zeit eine wichtige Rolle gespielt haben, deren Rekonstruktion interessante Rückschlüsse auf regionale Mentalität und regionales Bewusstsein erlaubt. Die neue Reihe der Nyland-Stiftung (Titel: Nylands Kleine Rheinische Bibliothek) will in diesem Sinne identitätsstiftend wirken; sie widmet sich vergangenen Mustern eines literarischen Regionalismus, der sich aus den sozialen und intellektuellen Umständen seiner Zeit speiste. Mittelbar sind diese Bände daher nicht nur ein Stück literarischer Erinnerungsgeschichte, sondern auch Identitäts- und Mentalitätsgeschichte des Rheinlands.

Den Bearbeitern und Herausgebern der Reihe geht es allerdings nicht darum, die rheinische Literatur- und Autorengeschichte ungebrochen wiederherzustellen, sondern um eine kritische Aufarbeitung dieser Tradition, welche regionale Zuschreibungen und Selbstbilder ebenso darstellt wie hinterfragt und selbstverständlich auch die Rolle dieser Autoren im Nationalsozialismus beleuchtet.

Das Konzept der Reihe sieht vor, eine abwechslungsreiche Mischung aus Texten aller Sparten, Roman- und Dramenauszüge, Kurzprosa und Lyrik, gepaart mit Briefen, Lebensdokumenten und Abbildungen zu erstellen, die geeignet sind, die intellektuelle Physiognomie der jeweiligen Autoren nachvollziehbar zu machen. Als Editionsgrundlage dient für gewöhnlich die Erstausgabe des jeweiligen Textes. Außerdem werden von den Bearbeitern Archivrecherchen erwartet, die unveröffentlichte Texte wie auch biographische Daten aus erster Hand zu Tage fördern. Diese und andere grundlegende Informationen zu den Autoren werden in einem Nachwort leserfreundlich vermittelt.

Während 2007 und 2012, gewissermaßen als Vorläufer, bereits Bände über den streitbaren Aachener Pazifisten, Romancier und Lyriker Karl Otten (Bearbeiter Enno Stahl) und den Düsseldorfer Dramatiker und Verfasser der berühmten "Schattenbilder" Herbert Eulenberg (Bearbeiter Martin Willems) erschienen, wird die Reihe jetzt gleich mit gleich drei neuen Bänden offiziell eröffnet. Von nun an sollen regelmäßig weitere Bücher erscheinen, ohne dass es hierfür feste Veröffentlichungstermine gäbe.

Im März 2013 erscheinen Bände über den zu seiner Zeit berühmten, international renommierten Bühnenautor Walter Hasenclever (Bearb. Michael Serrer), den "Dichter des Rheinlands" Wilhelm Schmidtbonn (Bearb. Nina Heidrich) und den ominösen Dandy Hanns Heinz Ewers (Bearb. Dr. Wilfried Kugel). In Vorbereitung für 2013 und 2014 befinden sich Bände zu Alfons Paquet, Clara Viebig und Albrecht Fabri. Danach sind Lesebücher unter anderem von Wolf von Niebelschütz, Walter Rheiner, Hermann Harry Schmitz, Rudolf Braune, Adolf Uzarski, Emilie von Hallberg, Carl Maria Weber, Armin T. Wegner, Heinrich Spoerl, Albert Vigoleis Thelen, Jakob Kneip, Wilhelm Vershofen, Curt Corinth, Joseph Ippers, Rolf Bongs und Emil Barth in Planung.

Geplant sind in den nächsten Jahren ca. 40 Bände.

Pressekommentare

Rheinische Post, 20.03.13

„…Lesebücher, mit denen spannende, aber zum Teil vergessene rheinische Autoren wiederentdeckt werden können. Und das soll erst der Anfang sein.“