Literatur
über malungen.
GedichteMonika Littau
Seiten: 92
Abbildungen: 6 Abb. von Mary Heilmann
Nachwort: Wolfgang Kubin
Silke Andrea Schuemmer
Rezension Monika Littau: über malungen (Auszug)
„Übermalung“ kann in der Kunst dreierlei bedeuten: eine nachträgliche Verbesserung des Künstlers, die Ausarbeitung von Bildschäden durch einen Restaurator oder das negierende Übermalen eines anderen Künstlers.
Monika Littaus Gedichtband heißt allerdings über malungen, und schon dieser kleine Leerschritt auf dem traumhaft schönen Cover (ein Ausschnitt der Skulptur „Stein Zeit Mensch“ von Nils Udo von 2001) zeigt, dass man hier ganz genau hinsehen und lesen muss.
Denn die Autorin verbessert, repariert oder negiert nichts, sie nimmt die Kunstwerke als Ausgangspunkt für ihre Gedichte, und wie eine Tulpenzwiebel mit der gewachsenen Blüte nichts gemein hat als eben den Ursprung, findet Monika Littau zu einer ganz eigenen Kunstform, was die Qualität ihrer Gedichte ausmacht. Es sind keine Bildbeschreibungen und auch keine Interpretationen, sondern Pflanzungen, Kompostierungen und Metamorphosen. Die Eindrücke, die die Autorin bei der Beschäftigung mit der Kunst erfahren hat, gibt sie in ihre Gedichte hinein, manchmal findet sich noch eine Farbe, eine Struktur oder ein Bild.
„blau
für Gabriele Münter
vielleicht reicht das fremde
ein blauer berg zu fühlen
wie sie die linie parallel lässt
an ihn glaubt an sein versprechen
vielleicht hüllt der reiter sie noch
ins blau blau wie der berg
wie der staffelsee sagt gewissensehe
viel mehr als papier
und sie fragt und er sagt
ich brauch dich so du meine stütze
und sie fragt und er sagt
lass die zweifel ob ich ein tisch
und du ein stuhl
und sie fragt er verspricht
nach so vielen jahren
kommt aber nicht
kein brief und kein gar nichts
vielleicht reicht das fremde
ein blauer berg zu fühlen
die fehlende linie
die fragen die fragen“
Gedichte zu Gemälden und Skulpturen, beispielsweise zu Mary Heilmann und Nils Udo, zu Malerinnen und Malern, zu Wahrnehmungen, zu Projektionen, zum Glück und Fluch von Bildern ...
Mit einem Nachwort von Prof. Dr. W. Kubin: „Wer übermalt, malt auf etwas Gemaltes. Wer schreibt, schreibt auf etwas Geschriebenes. Ob Malerin oder Poetin, in beiden Fällen entstehen Palimpseste, Botschaften aus einer vergangenen und einer gegenwärtigen Welt. Die Dichterin als Botin einer Muse, die wir gern treffen würden: `wir wären so gern empfänglich`."